Wenn Trampolinspringen zur Herausforderung wird
16.01.2025 Elisabeth-Krankenhaus Essen, Frauengesundheit, Geburt, Therapie und Reha
Eine starke Mitte – Stabilität im Beckenboden, Sicherheit beim Lachen, Niesen, Springen – das wünschen sich viele Frauen mittleren Alters. Denn Schwangerschaft und Geburt belasten den weiblichen Beckenboden und können eine Harninkontinenz oder Beckenbodensenkung begünstigen. Hier bietet Urogynäkologe Dr. Norbert Nosal, Chefarzt der Gynäkologie und Geburtshilfe, gemeinsam mit seinem Spezialistinnenteam ein breites Behandlungsspektrum an.
Als Experte auf dem Gebiet der Urogynäkologie wurde Dr. Norbert Nosal, Chefarzt für Gynäkologie und Geburtshilfe, im vergangenen Jahr von Herausgeber Prof. Dr. Gert Naumann gebeten, sein Werk „Urogynäkologie – so optimieren Sie Diagnostik und Therapie“ mit Artikeln über zwei seiner Operationsmethoden zu unterstützen. Die ausführlichen Erläuterungen zu Kunststoff-Bändchen und ein in die Harnröhre eingeführtes Gel sind für Dr. Nosal jedoch gemeinsam mit seiner dritten OP-Methode, der Scheidenaufhängung, stets die letzte Wahl, wenn es um die Behandlung der Beckenboden- und Blasenschwäche geht. Bereits seit 2014 bietet die Urogynäkologie eine umfangreiche Sprechstunde für Betroffene an – mittlerweile die erste Anlaufstelle in Essen und Umgebung.
Die Prävalenzzahlen von Harninkontinenz und Beckenbodensenkung in der zweiten Lebenshälfte der Frau sind erschreckend: Jede dritte Frau kämpft im Laufe ihres Lebens mit Inkontinenz, jede siebte mit Senkungszuständen des Genitals. Während Inkontinenz sich eindeutig auch von Laien diagnostizieren lässt, ist eine Beckenbodenschwäche für Betroffene weniger deutlich erkennbar: Ein Fremdkörpergefühl in der Vagina, als hätte die Frau ein Tampon vergessen herauszunehmen, kann ebenso ein Anzeichen sein wie der Verlust der Libido. Häufig finden sich Frauen nach der Geburt damit ab, dass ihr Körper sich verändert hat, nehmen den schleichenden Prozess einfach hin. Hier gilt es, verschiedene nachgeburtliche Körperveränderungen zu unterscheiden, die für Beschwerden sorgen können: Die Senkung des Beckenbodens, die häufig für das erwähnte Fremdkörpergefühl sorgt, kann sich in Form einer Blasensenkung, Enddarmvorwölbung sowie einer Gebärmuttersenkung zeigen. Inkontinenz wird nach Belastungsinkontinenz – hier schließt sich die Harnröhre nicht mehr vollständig – und nach Dranginkontinenz – hier entsteht schon bei geringer Füllung der Harnblase das Bedürfnis, Wasser zu lassen – unterschieden. Jede zweite Betroffene weißt dabei eine Mischung aus Inkontinenz und Beckenbodensenkung auf. Doch während vor allem Frauen über 60 Dr. Nosals Sprechstunde besuchen, wäre eine Behandlung in jüngeren Jahren deutlich sinnvoller – möglichst unmittelbar oder, bei bleibenden Beschwerden, ein Jahr nach der Geburt: „Für viele Frauen gehören Urinverlust und das Gefühl eines Fremdkörpers in der Vagina, das wir als `Senkungsgefühl´ bezeichnen, dazu. Nur wenige Betroffene suchen sich Hilfe – dabei ist eine OP durch eine frühzeitige Therapie meist umgehbar.“ Mit zunehmendem Alter nimmt die Muskelkraft ab und die Bindegewebsschwäche verstärkt sich, so dass auch die Beschwerden immer belastender werden: „Finden Sie sich nicht mit Harninkontinenz oder einem unangenehmen Gefühl der Senkung des Beckenbodens ab! Spätestens wenn Sie eine Vorlage tragen, müssen Sie etwas tun“. Die wenigsten Frauen vertrauen sich jedoch einem Arzt oder einer Ärztin an, denn ihre Scham ist groß – dabei ist die Erfolgsquote der vielfältigen Therapien umso höher, je früher sie eingesetzt werden. Im besten Fall lange vor dem Einsatz einer Vorlage.
„Wichtig ist, dass Frauen in sich gehen und den ersten Schritt wagen: Ich kann etwas verändern!“ betont Dr. Nosal: „Wir sehen und als Aufklärer und Berater. Viele Frauen kommen erst sehr spät zu uns und fragen direkt nach einer Operation. Wir beraten sie zuallererst umfangreich und erläutern ihnen die verschiedenen konservativen Therapiemethoden, die im Vorfeld ausgeschöpft werden können und die insbesondere bei frühzeitiger Behandlung eine hohe Erfolgsquote aufweisen“.
Wird die Behandlung entsprechend zeitig gestartet, kann bereits eine Anleitung zur Selbsthilfe ausreichend sein: Durch Stärkung des Beckenbodens können Symptome ausreichend und langfristig gelindert werden. So können beispielsweise mithilfe eines verschriebenen Biofeedback-Heimgerätes das gezielte Ansteuern, Anspannen und Entspannen des Beckenbodens trainiert und die Muskelspannung gemessen werden. Seit Herbst 2024 verstärkt die zertifizierte Beckenbodenphysiotherapeutin Frau Stephanie Winterpacht-Schröer das Contilia Therapie und Reha Zentrum (CTR) in der Huttropstr. 58. Dank umfangreicher Fortbildungen besitzt sie Kenntnisse und Erfahrungen in der Behandlung der Beckenbodenschwäche und erweitert so das Leistungsportfolio.
Hilft das Beckenbodentraining nicht, können Hilfsmittel eingesetzt werden: Würfelpessare und Inkontinenztampons helfen, den Blasenhals und die Beckenbodenorgane sanft in ihre Ursprungsposition zurückzuschieben. Diese Methode hilft jedoch nur während der Anwendungsdauer – wird das Hilfsmittel entnommen, kehren auch die Symptome zurück. Eine langanhaltende Wirkung ist nicht gegeben, so dass auch hier parallel ein Aufbau der Beckenbodenmuskulatur ratsam ist.
Aus diesem Grund entscheiden sich gerade Frauen, die im Anschluss an die Geburten kein Beckenbodentraining unternommen haben, häufig doch noch für eine operative Behandlungsmethode. „Erst wenn die vielfältigen konventionellen Methoden nicht helfen, die unser breitgefächertes Team anbietet, raten wir zu einer Operation. Unser Team besteht aus Ärztinnen wie Frau Dr. Gerling, leitende Ärztin der Gynäkologie, Frau Dr. Neutzler, Oberärztin der Frauenklinik, sowie Frau Dr. Yilmaz, Oberärztin der Gynäkologie. Verstärkt wird das Team durch die zertifizierte Urotherapeutin Frau Nowakowski aus der Gyn-Ambulanz. Damit können wir für jeden Anwendungsfall die bestmögliche Behandlung anbieten. Unsere Patientinnen werden umfassend über alle Therapiemöglichkeiten informiert und entscheiden selbst“, so Dr. Nosal.
Alle Behandlungsmethoden in der Klinik sind KV-zulässig und werden vollumfänglich von den Krankenkassen übernommen.
Text: SB | Foto: SB