Neues Katheter-Verfahren zur nachhaltigen und schonenden Behandlung bei Lungenembolie
09.12.2021 Elisabeth-Krankenhaus Essen, Herz und Gefäße
Bei einem Blutgerinnsel in der Lunge ist schnelles Handeln angesagt. Die Erfolgsaussichten sind besser, wenn das Gerinnsel nicht nur mittels Medikamentengabe, sondern in einem kleinen Eingriff mit einem neuartigen Spezialkatheter beseitigt wird.
Mitte November wurde diese Methode mit Erfolg erstmals in der Klinik für Kardiologie und Angiologie des Elisabeth-Krankenhauses Essen eingesetzt.
Die erste Patientin war eine Frau mittleren Alters, die mit akuter Luftnot in die Klinik eingeliefert wurde. Der Sauerstoffgehalt in ihrem Blut war bereits stark abgesunken, es bestand akute Lebensgefahr. Eine Computertomographie (CT) bestätigte den Verdacht der Kardiolog:innen: In beiden Lungenflügeln waren Blutgerinnsel nachweisbar. Fachleute sprechen hierbei von einer Lungenembolie.
„Bisher behandelte man Fälle dieser Art medikamentös“, berichtet Dr. Thomas Schmitz, Chefarzt in der Klinik für Kardiologie und Angiologie. „Doch häufig lösen sich die Gerinnsel nach der Medikamentengabe nicht vollständig auf.“ Damit steigt das Risiko für bleibende Schäden am Herz. Daher ging sein Team erstmals anders vor: „Wir haben die Thromben in einem kleinen Eingriff mit einem Spezialkatheter entfernt, der über die Leiste durch die Vene über den Herz-Vorhof bis in das betroffene Lungengefäß geführt wurde“, erklärt Dr. Schmitz. Am Zielort angekommen, wurden die Blutgerinnsel mit einer speziellen Absaugvorrichtung entfernt. Die Gerinnsel lassen sich auf diese Weise nahezu vollständig entfernen, die Behandlung ist also deutlich nachhaltiger als die bisherigen Verfahren. „Unserer Patientin geht es gut, sie ist längst wieder zu Hause“, freut sich der Kardiologe.
Zuvor hatte ein Team der Kardiologie und Angiologie gemeinsam umfassende Trainings zum sogenannten ‚Pulmonary Embolism Response Team‘ (PERT) durchlaufen – Spezialteams für Lungenembolien – um betroffene Patient:innen schnell nach neuesten medizinischen Standards behandeln zu können. Im Contilia Herz- und Gefäßzentrum werden pro Jahr zwischen 70 und 100 Patient:innen mit akuter Lungenembolie eingeliefert, von denen nun ein Teil auf diese Weise behandelt werden kann.
Blutgerinnsel in den tiefen Venen oder in der Lunge sind weltweit nach Herzinfarkten und Schlaganfällen die dritthäufigste akute Herz-Kreislauferkrankung. Betroffen sind vor allem Menschen jenseits des 50. Lebensjahrs. Dank moderner Behandlungsmethoden – insbesondere der neuen Katheter-Verfahren – sind die Überlebenschancen von Patient:innen nach tiefen Venenthrombosen bzw. Lungenembolien deutlich gestiegen.
Text: AT/Foto: KT