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Lichen sclerosus – wenn ein Jucken im Schritt doch mehr bedeutet

Erstellt von Katharina Tugend

29.07.2022 Elisabeth-Krankenhaus Essen, Contilia, Frauengesundheit

Es gibt zahlreiche Erkrankungen, über die man nicht spricht, weil sie mit Scham behaftet sind. Die chronischen Hauterkrankung Lichen sclerosus betrifft den Intimbereich und ist selbst unter Mediziner:innen kaum bekannt.

„Niemand kennt diese Erkrankung, dabei haben bis zu 5 Prozent der Frauen LS,“ sagt Dr. Frank W. Piczlewicz, Oberarzt in der Frauenklinik des Elisabeth-Krankenhauses Essen und Leiter der Dysplasieeinheit. Er behandelt seit Jahren Frauen mit Lichen sclerosus und ist einer der wenigen Gynäkologen, der sich auf die Behandlung dieser Erkrankung spezialisiert hat. Er bemängelt, dass Patientinnen meist erst sehr spät den Weg zu ihm finden und schon erhebliche Gewebeschäden durch die Erkrankung haben. Die wären leicht zu vermeiden. Aber aus Scham und auch durch die Unbekanntheit der Erkrankung dauert es oft sehr lange, bis überhaupt eine Diagnose gestellt wird. Lichen sclerosus ist eine Hauterkrankung des Intimbereichs. Bisher ist die Krankheit wenig erforscht. Sie wird als Autoimmunerkrankung eingestuft und es werden genetische Faktoren vermutet. Frauen und Männer können Lichen Sclerosus bekommen. Die Erkrankung kann in jedem Alter auftreten, besonders häufig sind aber Frauen ab dem 50. Lebensjahr betroffen. Die Hautveränderungen lösen einen sehr unangenehmen und starken Juckreiz aus, der sich besonders abends verschlimmert. Piczlewicz erklärt: „Die Schleimhäute im Intimbereich sind oft trocken und rissig. Meist färbt sich das Gewebe weiß ein. Daher wurde die Krankheit vor 100 Jahren als ‚Porzellan im Schoß‘ beschrieben.“

„Ich möchte das Bindeglied zwischen Krankenhaus und Patient:innen sein,“ sagt Bettina Spitz, Pflegeberaterin St. Marien Quartier in Schwelm. Sie selbst ist von Lichen sclerosus betroffen und eine der wenigen, die offen darüber spricht. Als Pflegefachfrau sieht sie es als ihre Aufgabe das Schweigen zu brechen. Viel zu oft begegnet ihr die Erkrankung im Arbeitsalltag bei ihren Patientinnen. Oft wissen diese gar nicht, warum sie seit Jahrzenten einen erheblichen Juckreiz und Hautveränderungen haben. Früh erkannt wäre Lichen sclerosus leicht mit Kortison zu behandeln. Meist wird die Erkrankung aber mit Pilzinfektionen verwechselt. Auch die häufigen Blasenentzündungen, die bei Lichen sclerosus typisch sind, werden anders interpretiert. Dabei ist die frühe Erkennung und Behandlung so wichtig, betonen Spitz und Piczlewicz. Das Jucken und Kratzen sowie die trockene Haut führen zu Rissen, die dann zu Narben werden. Das Gewebe verändert sich, wird immer empfindlicher und schmerzt bei jeder Bewegung. Durch die Veränderungen steigt das Krebsrisiko. Spitz erhielt selbst mit Anfang 30 die Diagnose Vulvakarzinom in Folge von Lichen sclerosus. Bis zu diesem Zeitpunkt wusste sie gar nicht, dass sie LS hat. Ihr wurde klar, dass sie seit ihrer Pubertät Symptome hatte. Seither engagiert sie sich auch in dem Verein Lichen sclerosus Deutschland e.V. Dabei möchte sie zum einen Kolleg:innen fachlich über das häufig auftretende Krankheitsbild informieren. Zum anderen möchte Spitz den Austausch von Betroffenen fördern: „LS hat einen so erheblichen Einfluss auf den Alltag. Es ist unfassbar wertvoll, wenn man merkt, dass man nicht alleine ist und auch, wenn man ganz praktische Tipps für das Leben mit LS bekommt. Denn schon der Kauf eines Fahrradsattels ist dadurch erschwert.“

Spitz und Piczlewicz werden am 03. August 2022 anlässlich des Frauen.Gesundheitstags gemeinsam einen Vortrag über Lichen sclerosus halten und die Möglichkeit bieten, dass sich Betroffene in einer offenen Diskussion austauschen können.

03. August 2022
Frauen.Gesundheitstag
Schloss Borbeck

Impulsvortrag und anschließendes Gespräch

Juckt mich nicht – und wenn doch? Alarmstufe rot, wenn aus anhaltendem Juckreiz im Intimbereich Krebs wird. Chancen der gynäkologischen Krebsvorsorge.

Dr. med. Frank W. Piczlewicz, Oberarzt Frauenklinik, Leiter Dysplasiezentrum, EKE
Bettina Spitz, Betroffene

Mehr Infos auf der Webseite des Frauen.Gesundheitstags!