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10.377 Tage mit dem Elli

Erstellt von Katharina Tugend

18.03.2022 Elisabeth-Krankenhaus Essen, Contilia, Pflege

Uwe Reiß hat am 28. Februar 2022 das letzte Mal seinen Kasack abgelegt. Fast 30 Jahre lang war er als Krankenpfleger tätig. Ein ganz besonderer Weg mit ungewöhnlichen Brüchen führte ihn 1993 in das Elisabeth-Krankenhaus Essen.

„Eigentlich bin ich nicht sprunghaft, sondern sehr gradlinig und so sehe ich meinen Werdegang auch ehr,“ erklärt Reiß lachend. Ende der 1960er Jahre hat er eine Ausbildung zum Bäcker gemacht. Insgesamt fünf Jahre arbeitete er in diesem Beruf, der allerdings zu wenig Geld einbrachte, um eine Familie sicher zu ernähren. Also fasste er ein neues Ziel ins Auge und wechselte in die Kokerei zur ehemaligen Ruhrkohle AG (heute RAG Aktiengesellschaft). Dort blieb Reiß 20 Jahre lang, aber der Strukturwandel im Ruhrgebiet machte diesen Beruf zu einer unsicheren Sache. Also suchte der damals 40-jährige gradlinig nach einer neuen Perspektive. Sehr unverhofft und schnell, ohne Sicherheit, dass eine Umschulung von den zuständigen Ämtern unterstützt wird, hatte er am 01. Oktober 1993 seinen ersten Arbeitstag im Elli. Der Ein- und Umstieg war hart, wie Reiß berichtet: „Das erste halbe Jahr war schwer. Ich habe 25 Jahre lang keine Schule mehr besucht und nicht gezielt lernen müssen. Wir waren aber eine reine Zechenklasse. Alle kamen vom Bergbau ins Krankenhaus. Also haben wir uns zusammengetan und gemeinsam gelernt.“

Bis auf die Teamarbeit hat ihn nichts aus seinem früheren Berufsleben auf die Krankenpflege vorbereitet. Aber er ist sich sicher: er hätte den Beruf gerne schon früher gemacht. Reiß sieht die vielen Chancen, die einem mit einer Ausbildung in der Pflege offen stehen. Die vielen Angebote und Möglichkeiten der Weiterbildung bis hin zu Studium hebt Reiß hervor. Wäre er früher eingestiegen, hätte er sich gerne in Richtung Pflegemanagement orientiert. Diese Erfahrungen und Tipps hat er aber seinen beiden Söhnen mitgegeben, die ebenfalls in die Pflege gegangen sind und gradlinig wie der Vater ihre berufliche Weiterentwicklung realisieren konnten. Reiß selbst hat sein berufliches Zuhause in der Kardiologie gefunden: „Das war mein Ding!“ Für ihn war die Zusammenarbeit mit den Patient:innen und die besondere Vertrauensebene, die sich oft ergeben hat, sehr wichtig. Seine ruhige und durchweg positive Art konnte einigen Patient:innen helfen, die Angst vor Operationen zu mildern.

Eigentlich hatte die Pension schon vor 4,5 Jahren an die Tür geklopft, aber Reiß wollte damals noch nicht so recht in den Ruhestand. Er blieb dem Elli noch in Teilzeit erhalten. Nun kam aber doch der Abschied. Renovierungsarbeiten, Radtouren, Urlaube und Enkelkinder warten auf Uwe Reiß. Wir wünschen ihm viel Freude bei dem gradlinig angestrebten und wohlverdienten Ruhestand.

Text: KT/ Foto: KT